Fachwortverzeichnis
Begriffe die man auf jedem Volksfest oft hört. Teilweise aus dem Schaustellerhandbuch der DDR.
Achterbahn
Fahrgeschäft der Gruppe Hochgeschäfte in Form einer 8, deren Wagen durch Gefälle selbständig zu Tal rollen. Erste Achterbahn in München 1908, eine der größten im Tivoli in Kopenhagen.
Anker
Bis 2m langer Rundstahl zur Befestigung der Einrichtung im Untergrund. Hält Absegelungen oder Sturmstangen. Die freie Kappe muß mit einer Schutzvorrichtung versehen sein.
Anschluss
Anschlussplatz: Die Möglichkeit nach dem zurzeit laufenden Volksfest unmittelbar anschließend an einem neuen Fest mit Schaustellereinrichtungen teilnehmen zu können.
Aufbau
Die Errichtung der Schaustellereinrichtung auf dem Volksfestplatz.
Ausleger
Holz- oder Metallbinder zur Verbindung der Besatzung mit dem Karussellbaum.
Ausspielartikel
Artikel, die der Gewinner in Spieleinrichtungen auf Volksfesten erhält. Am gebräuchlichsten sind Wirtschaftsartikel, Glaswaren, Textilien, Spielwaren, aber auch Lebensmittel und Konserven.
Automaten Unterhaltungs- und Warenausspielgeräte
Autoscooter oder Autoskooter
ein Fahrgeschäft, auf der Chaisen auf einer Fahrbahn aus Stahl- oder Aluminium frei über eine Fläche gesteuert werden. Gleichzeitig können bis zu 30 Fahrzeuge auf der Fahrfläche fahren. Um 1920 in den USA eingeführt.
Ballwerfen
Spielsystem auf Volksfesten; Stoffbälle werden nach Gegenständen, in Eimer, nach Büchsen, Hüten oder abklappbaren Figuren geworfen. Preiserteilung erfolgt nach den jeweiligen Spielbedingungen.
Bauwoche
Die zwischen den einzelnen Volksfesten liegende Woche, in welcher sowohl der neue Festort angereist, als auch die Schaustellereinrichtung am alten Festort abgebaut und am neuen Festort aufgebaut wird.
Besatzung
Sitzmöglichkeiten bei Fahrgeschäften. z.B. Wagen, Tiere, Autos, Motorräder, Fahrräder, Straßenbahnen, Raketen, Flugzeuge.
Beschicker
Schausteller, der mit seiner Einrichtung an einem Volksfest teilnimmt - das Fest beschickt.
Berg und Talbahn
Fahrgeschäft, erstmalig in Frankreich als „Montages russes“ (Russische Berge) gezeigt. Kleine Wagen fuhren auf imitierten Schneebergen. Durch französische Soldaten nach 1812 aus Rußland eingeführt. Ursprung ist ein altes russisches Bauernvergnügen. Erste Bahn in Frankreich im Park von Ternes. Vorläufer der Achterbahn.
Blumenschießen
Auf Tonröhrchen aufgesteckte Blumen müssen durch das Treffen des Röhrchens abgeschossen werden.
Bobbahn: Rundfahrgeschäfte mit hoch ansteigenden Bergen, die Ausleger sind mit Schlitten besetzt.
Bock
Tragendes Konstruktionsteil für Umbauten und Hochbahnen. Bei Hochbahnen nehmen sie Fahrschiene und Bande auf.
Bodenkarussell
Rundfahrgeschäft. Drehbare Grundplatte, auf der die Besatzung zum Teil beweglich montiert ist.
Chaise
an Auslegern befestigt oder selbstfahrbare Wannen- oder schiffsförmige Sitzmöglichkeiten bei Fahrgeschäften.
Dachstuhl
Zerlegbare Dachkonstruktion bei Schaustellereinrichtungen in Form von selbsttragenden Binderelementen bzw. abgestützten Sparrenkonstruktionen.
Drehzapfen
Lotrecht, feststehende Stahlwelle bei Rundfahrgeschäften zur Aufnahme von Drehzylinder oder Drehkranz.
Etagenkarussell
Alte Karussellart, die in zwei Etagen geteilt ist, welche beide mit einer entsprechenden Besatzung versehen sind.
Fahrgeschäft
Alle Vergnügungseinrichtungen im Schaustellerwesen, die sich auf den verschiedensten Ebenen bewegen.
Fahrschiene
Schiene zur Führung und Aufnahme der Räder von Besatzungen und Auslegern bei Fahrgeschäften. Sie können aus Holz, Metall oder Kunststoff sein.
Fliegende Bauten
Bautechnischer Begriff für alle Einrichtungen im Bereich des Schaustellerwesens und der Volksfeste, die in Einzelteile zerlegt zum nächsten Volksfestplatz transportiert werden können.
Front
Vorderwand oder vordere Verkleidung von Schaustellereinrichtungen, auch Fassade genannt.
Frontbilder
An der Vorderwand der Schaustellereinrichtung zur Verzierung angebrachte Ölbilder oder andere Art der Bemalung, die meist auf den Charakter der Einrichtung hinweist.
Geisterbahn
Auch Zauberschloß. Belustigungsgeschäft, elektrisch angetriebene Zweipersonenwagen laufen durch verdunkelte Räume, in denen spukhafte Erscheinungen auftreten.
Gondeln
Wannen- oder schiffsförmige Sitzmöglichkeiten bei Fahrgeschäften oder Schaukeln.
Hochgeschäft
Sammelbezeichnung für hochgebaute Fahrgeschäfte z. B. Riesenrad, Achterbahn.
Imbiss
Verkaufsstand für Getränke und Speisen.
Jahrmarkt
Alljährlicher Markt mit Händlern aller Art unter Beteiligung von Schaustellern mit ihren Einrichtungen. Erster deutscher Jahrmarkt 17. bis 24. August 1031 in Würzburg. Erster nachweisbarer Jahrmarkt 603 in St. Denis bei Paris.
KÄT
Bezeichnung für Volksfest. Die bekannteste KÄT findet in Annaberg im Bezirk Karl-Marx-Stadt statt.
Karussell
Sich drehende Fahreinrichtung zur Belustigung des Benutzers. Erstes Auftreten Mitte des 17. Jahr- Hunderts. Zuerst mit Menschen- oder Tierkraft betrieben. Erstes Dampfkarussell 1891 von Ruttor gezeigt. Die Bezeichnung wurde abgeleitet von meist im Kreis, vom Ausgang des Mittelalters bis ins 18. Jahrhundert, statt- findenden Reiterspielen der Feudalherren.
Karussellpferd
Geschnitzte Holzpferde auf Karussells. Einer der ersten Verfertiger in Deutschland war der Passauer Schuhmachermeister Engelbert Zirnkilton 1830.
Kettenflieger
Fahrgeschäft; hoher Mittelbau, an dessen breitem Kopf an Ketten Sitze oder Gondeln hängen. Bei höchster Fahrgeschwindigkeit schwingen die Gondeln oder Sitze fast paralell zum Erdboden aus.
Kettenkarussell
Karussell, bei welchem die Sitze oder Gondeln an Ketten vom Karussellkopf hängen.
Kindergeschäft
Für Kinder gebaute Schaustellereinrichtungen aller Typen.
Kleinmesse
Volksfest in Leipzig zum Zeitpunkt der Leipziger Frühjahrs- und Herbstmessen. Unter großer Beteiligung von Schaustellereinrichtungen und des ambulanten Handels aller Eigentumsformen.
Kraftmesser
Belustigungsgeschäft; z. B. „Haut den Lukas“ (Schlaghammer), „Watschenmann“, mechanische Kraftmesser mit Hebel oder Zugstangen. Die Wucht des Schlages, Druckes oder Zuges wird auf einer Messskala, die oft auch mit Berufsbezeichnungen verbunden ist, angezeigt.
Kosmos-Rotator
Fahrgeschäft; ein auf einem Kipphebel gelagerter oben offener Kessel. Der Besucher wird durch die Zentrifugalkraft an die Wand des Kessels gedrückt, so daß er beim Kippvorgang in gleicher Lage bleibt.
Kulturpark
In der DDR Erholungspark mit Kultureinrichtungen, in welchem zeitweilig auch Schaustellereinrichtungen aufgebaut werden.
Lauflicht Beleuchtungseffekt an Schaustellereinrichtungen. Entsteht durch hintereinander aufleuchtende Glühlampenkombinationen.
Lichtleisten
Reihenartig auf Leisten angebrachte Glühlampen an Schaustellereinrichtungen, meist bunt, oft mit Wechselschaltung.
Markt- oder Platzmeister
Von den örtlichen Organen beauftragter Mitarbeiter für die organisatorische Vorbereitung und Durchführung von Volksfesten, Märkten und Messen mit Schaustellereinrichtungen.
Mittelbauwagen
Spezialwagen mit eingebauten Antriebsagregaten für Rundfahrgeschäfte. Bildet das Zentrum des Rundfahrgeschäftes, welches um den Mittelbauwagen aufgerichtet wird.
Packwagen
Wagen, in welchem die Schaustellereinrichtung in zerlegtem Zustand oder Teile des Materials transportiert werden.
Panneaus
Dekoratives tafelförmiges Verkleidungselement des Unterbaues von Schaustellereinrichtungen.
Pfeilwerfen
Spielart. Der Spieler wirft Holzpfeile mit Schwanzfeder und Stahlspitze auf eine Zielscheibe mit 12 Ringen. Er gewinnt, wenn er mit drei aufeinander folgenden Würfen 28 Ringe oder mehr erreicht.
Pferdekarussell
Karussell, bei welchem die durch Ausleger mit dem Karussellbaum verbundenen Wagen durch Pferde im Kreis gezogen werden.
Pfingstmarkt
Altes, traditionelles Volksfest in Rostock.
Platzgeld oder Standgeld
Der Geldbetrag, der vom Schausteller an den Veranstalter des Volksfestes oder Ei-gen tümer des Platzes, auf welchem die Schaustellereinrichtung aufgebaut werden soll, für die Nutzung des Grundes und die Möglichkeit der Teilnahme am Fest zu entrichten ist.
Pressefest
Volksfest, auf welchem die Bevölkerung der DDR ihre Verbindung mit dem Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei „Neues Deutschland“ und den Bezirksorganen der SED in den Bezirkshauptstädten demonstriert. Auch unter Beteiligung von Schausteller-einrichtungen.
Preßluftfliege
: Rundfahrgeschäft, die am Ausleger befestigte Fluggondel wird während der Umdrehung durch Hebelbetätigung des Passagiers durch Druckluftzylinder nach oben gedrückt. Die Einrichtungen führen unterschiedliche Bezeichnungen wie z. B. „Kosmoplan“.
Raketenbahn
Rundfahrgeschäft, auf sehr steil gebauter schräger Fahrbahn fährt bei hohen Geschwindigkeiten eine Besatzung in Raketenform.
Raupenbahn
Rundfahrgeschäft mit auf- und niederlaufender Fahrbahn, dessen Wagen zeitweise mit einem halbrunden Verdeck geschlossen werden, unter welchem ein starker Windzug erzeugt wird.
Rekomandeur
Ausrufer an Schaugeschäften und sonstigen Schaustellereinrichtungen, die auf das Programm, das Angebot oder Spielbedingungen und Gewinnchancen hinweisen. Von franz. recomander = empfehlen.
Riesenrad
Karussell mit vertikaler Drehung um die Mittelachse. Größtes und bekanntestes im Wiener Prater. Eingeweiht am 3. Juli 1897, 67 m hoch. Erbaut von Ingenieur Hitchins der Londoner Firma Basset.
Ringwerfen
Spielart; Metallringe werden nach Zielen z. B. Flaschen geworfen. Der geworfene Ring muß im Durchmesser 2cm größer sein als der Zielgegenstand. Der Gegenstand gilt als gewonnen, wenn der Ring den Gegenstand umschließt.
Rundfahrgeschäft
Bezeichnung für alle Fahrgeschäfte, die sich um einen Mittelpunkt bewegen.
Russische Schaukel
Russe: Riesenrad, abgeleitet vom Entstehungsland bzw. den Frühformen dieses Fahrgeschäftes, die aus Rußland übernommen wurden.
Rolle
Transportfahrzeug bzw. Reichsbahnwagen zum Transport von großen Einzelteilen von Schaustellereinrichtungen, meist ohne geschlossene seitliche Begrenzung (offener Plattenwagen).
Rummel
Volkstümliche Bezeichnung für Volksfeste mit Schaustellereinrichtungen. Heute meist im abwertenden Sinne gebraucht.
Schaukel:
Schwingende Schaustellereinrichtung. Die Vorrichtungen zur Aufnahme der Passagiere sind an einer Welle schwenkbar befestigt. Die geläufigsten Arten sind: Rhönradschaukel, Hauruckschaukel, Schiffsschaukel und Überschlagschaukel. Kleinere Schaukeln sind speziell konstruiert für die Benutzung durch Kinder.
Schausteller
Inhaber einer Einrichtung, die auf Volksfesten zur Aufstellung gelangt. Der Betriebsform nach gehört der Schaustellerbetrieb zum Bereich der privaten Wirtschaft. Vom Charakter her gehört die Schaustellereinrichtung zum Bereich Kultur. In der DDR arbeiten 860 Schausteller mit rund 800 mithelfenden Familienangehörigen und ca. 800 Schaustellergehilfen, so daß einschließlich der Saisonkräfte rund 3000 Bürger in diesem Beruf tätig sind. Diese betreiben ca. 1700 Schaustellereinrichtungen.
Schießwagen
Fahrbare Einrichtungen zur Durchführung von Luftgewehr- und Armbrustschießen. Wird bei Aufstellung noch mit einer Front verkleidet.
Schießhalle
Transportabler Holzbau mit Zeltleinwandbedeckung zur Durchführung von Luftgewehr- oder Arm- brustschießen.
Schlickerbahn
Sammelbegriff für Rundfahrgeschäfte gleichen Fahrprinzips bei unterschiedlicher Namensgebung (Zugspitzbahn, Großglocknerbahn). Steil ansteigende Fahr-bahn, zwischen den Auslegern sind bewegliche Gondeln montiert, die durch die Zentrifugalkraft bei steigender Geschwindigkeit nach außen schwingen.
Sohle
Grundkonstruktion der Schaustellereinrichtung zur Aufnahme von Fußböden, Platten, Wand- und Stützkonstruktionen.
Spielwagen
Schaustellerwagen, der zur Durchführung einer bestimmten Spielart eingerichtet ist. Bei Aufstellung auf dem Volksfest wird die Vorderseite noch mit einer Front verkleidet.
Spinne
Fahrgeschäft,
a) Durch einen Exzender wird eine spinnenähnliche Bewegung der zwölf Ausleger hervorgerufen, Es werden drei Bewegungsformen erzielt: Rundlauf, auf und nieder, Drehung der sich am Ende der Ausleger befindlichen Besatzung, meist Gondeln.
Tour
Die Zeitdauer, in welcher dem Volksfestbesucher gegen Bezahlung die Benutzung eines Fahrgeschäftes oder einer Bahn gestattet ist.
Twister
Rundfahrgeschäfte mit an Auslegern freischwebend befestigten Gondeln. Das gesamte Drehsystem ist auf einen Kipphebel montiert, der durch hydraulische Druckzylinder in eine Neigung von ca. 50 Grad gebracht wird.
Umbau
Äußere Lauf- oder Standfläche bei Schau- und Fahrgeschäften.
Umsetzen:
Transport der Schaustellereinrichtung von Volksfestplatz zu Volksfestplatz einschließlich Ab- und Aufbau.
Vergnügungspark: Bezeichnung für eine reisende oder stationär aufgebaute Gruppe von Schau- stellereinrichtungen. ohne entsprechende gärtnerische Gestaltung des Platzes.
Verlosung
Spieleinrichtung, bei welcher aus einem Lostopf, in welchem sich im gesetzlich festgelegten Verhältnis Gewinne und Nieten befinden, gegen Bezahlung die entsprechende Anzahl von Losen entnommen wird.
Vogelwiese
Vogelschießen: Bezeichnung für Volksfest. Bekannteste in Dresden und Rudolstadt. Die Dresdner Vogelwiese führt ihren Ursprung auf das erkämpfte Recht der Bürger zum Waffentragen als Schutz gegen feudale Willkür zurück. Dieses Dresdner Volksfest wird schon seit 1557 durchgeführt. - Erstes urkundlich bestätigtes Vogelschießen 1482 in Halle.
Volksfest
Gemeinsame Belustigung der Bevölkerung, die teils in den Vorgängen der Natur (Frühlings- und Herbstfeste, Baumblüte), teils in wichtigen gesellschaftlichen Ereignissen in Gegenwart und Vergangenheit oder im Beginn und Ende wirtschaftlicher Tätigkeiten wurzeln. In der DDR werden jährlich 1000 Volksfeste. Messen und Märkte mit Schaustellerbeteiligung durchgeführt, welche über 40 Millionen Besucher zu verzeichnen haben.
Walzerfahrt auch Walzerbahn
Rundfahrgeschäft; Sammelbezeichnung für Fahrgeschäfte unterschiedlicher Namensgebung bei gleichem Fahrprinzip, am Ende von Auslegern montierte drehbare Gondeln. Die Fahrbahn kann gerade und geneigt sein
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Weihnachtsmarkt
In den Städten veranstaltete Volksfeste in der Vorweihnachtszeit. Verbunden mit weihnachtlichem Verkaufsangebot der Handelsorgane aller Eigentumsformen, sowie mit Bastelstraßen und Kulturveranstaltungen. Der größte Weihnachtsmarkt findet in der Hauptstadt der DDR, Berlin, statt.
Wiese
Bezeichnung für Volksfest. Die bekannteste Wiese findet in Eisleben im Mansfelder Kupferbergbaugebiet statt.
Zentral-Zirkus VEB
Dem Ministerium für Kultur unterstellter volkseigener Betrieb. Er betreibt auf der Grundlage seines Statutes Reisezirkusse (Busch, Aeros, Olympia) und Schaustellereinrichtungen (Achterbahn, Kosmos-Rotator, Twister, Flugschanze, Autobahn). Der Betrieb übt im Auftrage des Ministeriums für Kultur die Kontrolle über das Spielwesen aus.
Auszüge aus dem Schaustellerhandbuch der DDR
Teilweise ergänzt